Mit der Migration der Telefon-Infrastrukturen in Richtung VoIP steigt auch der Bedarf, die Faxgeräte in die VoIP-Kommunikation einzubinden. Auch im Zeitalter der E-Mail sind Faxübertragungen nach wie vor sehr wichtig, da sie u. a. in rechtlich relevanten Bereichen (Verträge, Rechnungen nach §14 im deutschen Umsatzsteuergesetz) für den Anwender viel einfacher zu handhaben sind als die alternativ möglichen E-Mails mit gültiger elektronischer Signatur. Die Integration der Faxgeräte in die VoIP-Struktur kann dabei auf zwei Wegen umgesetzt werden:
- Die Übertragung der Faxnachricht zur Gegenstelle erfolgt wie beim herkömmlichen Fax über das Festnetz.
- Die Übertragung der Faxnachricht erfolgt über eine Internet-Verbindung. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:
- Die Faxsignale werden wie Sprachdaten über eine VoIP-Verbindung übermittelt, man spricht von "Fax over VoIP". Für die Faxübertragung sollte dabei nur der Codec G.711 zur Kompression eingesetzt werden – mit anderen Codecs können die eigentlich für analoge Netze entwickelten Faxtöne oft nicht richtig in der digitalen VoIP-Struktur übermittelt werden. Aufgrund der sehr sensiblen Eigenschaften der Faxverbindungen kann diese Variante auch nur bei sehr hoher Verbindungsqualität eingesetzt werden, die Übertragungsgeschwindigkeit ist nicht optimal.
- Beim so genannten "Store-and-Forward"-Prinzip nach ITU-T.37 werden die Faxnachrichten z. B. vom Fax an ein Gateway übermittelt, in dem das Fax gespeichert und umgewandelt wird. In einem zweiten Schritt wird das Fax an die Gegenstelle übermittelt und dort ggf. wieder zurückgewandelt. Alternativ können Faxnachrichten auch per E-Mail versendet werden (Fax-to-Mail bzw. Mail-to-Fax). Solche Lösungen erfüllen jedoch u. a. nicht die rechtlichen Anforderungen nach §14 UStG, weil keine direkte Verbindung zwischen Sender und Empfänger besteht, und eignen sich daher nicht für die Übermittlung von Rechnungen etc.
- Beim "Realtime-Routing" von Faxnachrichten wird hingegen eine direkte Verbindung der beiden beteiligten Faxgeräte aufgebaut – alle Daten werden in Echtzeit übertragen, so dass eine virtuelle Verbindung der Faxgeräte über das Internet besteht. Die Kommunikation der beiden Faxgeräte wird dabei über den ITU-T.38-Standard abgewickelt, der die Umwandlung der herkömmlichen Faxsignale übernimmt. Diese Variante ist auch als Fax over IP bekannt (FoIP). Die Faxnachrichten werden dabei nicht als Sprachsignale innerhalb von VoIP übermittelt, sondern in einem speziellen Protokoll, dem IFP (Internet Facsimilé Protocol), was eine Einbettung in UDP/TCP-Pakete durchführt.
Um eine Faxübertragung nach T.38 zu ermöglichen, müssen entweder die beteiligten Faxgeräte selbst den T.38-Standard unterstützen oder über geeignete Fax-Gateways mit dem Internet verbunden sein. LANCOM VoIP Router unterstützen den T.38-Standard und eignen sich somit als Fax-Gateway in der VoIP-Infrastruktur.
Die Faxgeräte werden über eine geeignete Schnittstelle mit dem LANCOM VoIP Router verbunden. Beim Versenden und Empfangen von Faxnachrichten sorgt das Fax-Gateway im LANCOM VoIP Router für die entsprechende Umwandlung der Signale:
- Demodulation ankommender T.30-Faxsignale
- Umwandlung T.30-Faxsignale in T.38-IFP-Pakete
- Übertragung IFP-Pakete zwischen Sender- und Empfänger-Gateways
- Umwandlung T.30-IFP-Pakete in T.30-Faxsignale
- Modulation der T.30-Faxsignale und Übertragung zum Faxgerät
LANCOM VoIP Router erkennen ein zu versendendes Fax automatisch, wenn in den Benutzer-Einstellungen der Gerätetyp "Fax" oder "Telefon/Fax" ausgewählt ist, und versuchen eine Faxübertragung über T.38/FoIP. Falls die Gegenstelle dieses Verfahren nicht unterstützt, nutzt der LANCOM VoIP Router automatisch die Fax over VoIP-Variante mit der Kompression G.711.