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Digitale Souveränität und De-Risking: Deutschlands Herausforderung im digitalen Zeitalter

LANCOM Systems - 17. September 2024 - Digitale Souveränität

In einer zunehmend digitalisierten Welt und einer von Abhängigkeiten geprägten Wirtschaft steht die Frage nach der digitalen Souveränität mehr denn je im Mittelpunkt. Digitale Souveränität darf dabei jedoch nicht mit Autarkie verwechselt werden – eine Autarkie, die vermutlich nie vollständig erreicht werden kann. Ein Souverän ist handlungsfähig und trifft eigenständig Entscheidungen darüber, was zu tun ist. Es geht im Kern darum, die Fähigkeit zu besitzen, in zentralen Technologiefeldern über eigene Kompetenzen auf weltweitem Spitzenniveau zu verfügen und selbstbestimmt sowie selbstbewusst zwischen leistungsfähigen und vertrauenswürdigen Alternativen entscheiden zu können.

Mit zunehmenden geopolitischen Risiken wächst auch die Sensibilisierung für das sogenannte „De-Risking“. Ein höheres Bewusstsein für wirtschaftliche Unabhängigkeit in kritischen Bereichen – wie dem Zugang zu essenziellen Rohstoffen, Vorprodukten und Technologien – rückt in den Fokus. In einem Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) vom April 2024 wird das importseitige De-Risking von China im Jahr 2023 thematisiert.

Mögliches De-Risking bei kritischen Produkten

Deutschland unterhält in vielen Branchen intensive wirtschaftliche Beziehungen zu China, einem der wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik. Diese hohe Abhängigkeit bei kritischen Produkten birgt jedoch auch Risiken, wie der IW-Report von 2024 verdeutlicht. Die Abhängigkeit von Importen aus China, insbesondere in den Bereichen elektrische und elektronische Erzeugnisse, chemische Produkte sowie Seltene Erden, ist nach wie vor hoch. Trotz eines leichten Rückgangs im Jahr 2023 bleibt die Zahl der kritischen Produktgruppen, bei denen China einen erheblichen Anteil an den deutschen Importen (>50 %) ausmacht, nahezu konstant.

Der IW-Report 2024 stellt fest: „Die Anzahl der potenziell kritischen 8-Steller-Produktgruppen mit einem Einfuhranteil aus China von mindestens 50 Prozent hat sich zwischen 2022 und 2023 kaum verringert.“ Dies verdeutlicht, dass Deutschland weiterhin stark von bestimmten Gütern abhängig ist. Besonders betroffen sind dabei Produkte aus den Kategorien Laptops und Computerzubehör, Solarzellen und Batterien. Gerade diese Erzeugnisse sind essenziell für die digitale Infrastruktur und die Energiewende in Deutschland, was die Risiken bei möglichen Lieferengpässen weiter verstärkt.

Die Reduktion von Abhängigkeiten ist eine große Aufgabe

Abhängigkeiten bei der Beschaffung essenzieller digitaler Technologien kann in Krisenzeiten zu Herausforderungen führen. Auch wenn die Corona-Pandemie glücklicherweise überwunden ist, sind die schmerzlichen Abhängigkeiten und Engpässe in den Lieferketten noch in lebhafter Erinnerung. Dies zeigte sich insbesondere in der IT-Hardware-Industrie, in der Komponenten wie Chips und Halbleiter fast ausschließlich in Asien produziert werden.

Ein De-Risking, also die gezielte Reduktion wirtschaftlicher Abhängigkeiten, sollte ein zentrales, strategisches Element sein. Laut IW-Report 2024 lässt sich „ein klares strukturelles De-Risking im Sinne einer auch in Zukunft anhaltenden Tendenz zu weiteren deutlichen Einfuhrrückgängen […] bislang nicht erkennen.“ Das IW Köln schlägt daher eine tiefgehende Risikoanalyse vor, um zu identifizieren, welche Produkte unverzichtbar sind und welche kurzfristig ersetzt werden könnten. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass staatliche Institutionen eine stärkere Rolle bei der Umsetzung der De-Risking-Strategie übernehmen könnten.

Fazit

Digitale Souveränität und De-Risking sind zwei Seiten derselben Medaille. Mehr Souveränität und die Reduzierung von Abhängigkeiten sind von strategischer Bedeutung – sowohl im technologischen Bereich als auch bei der Versorgung mit essenziellen (Vor)produkten. Der Bericht des IW Köln zeigt, dass trotz kleiner Fortschritte im Jahr 2023 noch ein Weg vor uns liegt, um mögliche kritische Importabhängigkeiten zu reduzieren.

Eine gezielte Förderung der europäischen Tech-Industrie und eine systematische Analyse der wirtschaftlichen Abhängigkeiten könnten dazu beitragen, mehr Souveränität zu erreichen und sich gegen potenzielle Risiken komplexer Lieferketten abzusichern. Der Schlüssel dazu liegt in der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, um eine nachhaltige und souveränere Zukunft zu gestalten.

Quelle: IW-Report 18/2024, Institut der deutschen Wirtschaft, „Importseitiges De-Risking von China im Jahr 2023“, Eine Anatomie hoher deutscher Importabhängigkeiten von China www.iwkoeln.de/studien/juergen-matthes-eine-anatomie-hoher-deutscher-importabhaengigkeiten-von-china.html

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